1933-1945
Nach der Machtergreifung kann das Oberlandesgericht seine Funktion als unabhängiger Träger der dritten Gewalt unter dem nationalsozialistischen Regime nicht bewahren. Mehr als die Hälfte der Richter war bis 1937 in die Partei eingetreten. Fast 90% der Richter, die zwischen 1938 und 1945 befördert worden waren, gehörten der NSDAP an. Richter trugen im Dienst Parteiabzeichen und teilweise braune Hemden.
1933
wird Wilhelm Schwister (geb. 20.07.1878), als Präsident des Juristischen Prüfungsamtes in Berlin abgelöst und nach Düsseldorf versetzt. Der parteilose Schwister schien den Nationalsozialisten für die Funktion in Berlin nicht mehr tragbar. Als Oberlandesgerichtspräsident wirkte er dann aber auch in Düsseldorf daran mit, die verbrecherischen Ziele des Nationalsozialismus umzusetzen. So nahm er etwa auch im April 1941 in Berlin an einer Tagung der Oberlandesgerichtspräsidenten und Generalstaatsanwälte teil, bei der die Anwesenden über das „Euthanasie“-Vorhaben aufgeklärt wurden. Auch Schwister folgte der dort ausgegebenen Weisung, etwaige Vorverfahren ohne weitere Ermittlungen einzustellen. 1942 ermahnte Schwister nachdrücklich Sondergerichtsrichter, die „einen Hang zu unangebrachter Milde zeigten“ und wies sie auf „die Mängel ihrer Rechtsprechung“ hin. Die Partei hatte jedoch aufgrund seines ausbleibenden Parteibeitritts und wegen seiner Amtsführung erhebliche Vorbehalte gegen ihn. Als er gegenüber dem Reichsjustizminister Thierack die Verfolgung kirchlich gesinnter Justizbeamter brandmarkte und sich immer noch weigerte, in die NSDAP einzutreten, forderte der Minister ihn auf, sein Amt aufzugeben. Schwister wurde dann am 27.07.1943 in den Ruhestand versetzt.
Schwister wurde 1943 dann durch den besonders linientreuen Paul Windhausen abgelöst, der zuvor Generalstaatsanwalt in Köln gewesen war. Windhausen war bereits 1923 in die SA, 1929 in die NSDAP eingetreten und SA-Standartenführer, SS-Abschnittsleiter und Gauwalter des Nationalsozialistischen Rechtswahrerbundes (NSRB) gewesen. In seiner dienstlichen Beurteilung wurde hervorgehoben, dass Windhausen bereits vor der Machtübernahme „in härtester Zeit als einfacher SA-Mann begeistert auf der Straße marschiert“ sei.
1945
Am 17. April 1945 wird das Oberlandesgericht von der Militärregierung geschlossen und sodann am 20. Dezember 1945 mit zunächst zwölf Richtern wieder eröffnet. Zum Präsidenten wird der von den Nazis degradierte und 1937 in den Ruhestand versetzte Heinrich Lingemann (geboren 23.09.1880) ernannt.
Im September 1945 finden auch Mitglieder der zum Teil ausgelöschten und im übrigen versprengten jüdischen Gemeinde in Düsseldorf wieder zusammen. Die wieder begründete jüdische Gemeinde nutzt den Plenarsaal des Oberlandesgerichts in den ersten Nachkriegsjahren als Gebets- und Versammlungsstätte.